Frank Baier

Frank Baier: Autor und Musiker, Liedermacher und Liedersammler, „Pottpoet“ und „Ruhrgebietsbarde“: Singender und schreibender „Regionalist“ – ein Mittler zwischen den Kulturen und Generationen. Lieder aus dem Ruhrgebiet, mit Inhalten stets literarisch wie politisch – und immer wieder hoch aktuell.

„…nimm die Knaller wie se kommen –
doch nimmt man dich auffen Arm –

zeig auch ma wat Sache is –
bisse alle wat von ham….“


Frank mit Harmonika
1947 – Völkenrode / Braunschweig

Frank Baier wurde am 12. Februar 1943 geboren und kam als Elfjähriger zur Musik durch einen Besuch der Burg Waldeck, wo er die Größen der „Pottliederei“ kennen lernte: Bernd Witthüser und Walter Westrupp. Zunächst spielte er Skiffle, doch bald engagierte er sich in den Literarischen Werkstätten und gründete mit Rolf Hucklenbruch und Harald Golbach die Gruppe Kattong (1970-1973). Es folgte das Duo Baier-Westrupp (1973-1976; gemeinsame LP mit dem zum geflügelten Wort gewordenen Titel „Dat muß doch auch wat Späßken bringen“), teils parallel dazu die Gruppe Walter h. c. Meier Pumpe.

In den achtziger Jahren profilierte sich Frank „Pumpe“ Baier weiterhin als Sänger historischer wie auch zeitgenössischer Lieder des Ruhrgebiets – die er sogar im fernen Madagaskar präsentierte: Seit Konzerten in Antananarivo 1983 heißt dort die Ukulele „Frank Baier“. Zuhause zeigte sich Frank Baier solidarisch mit den Bergarbeitern, unterstützte die Streiks der Kumpel und der Bewohner der Siedlung Rheinpreußen in Duisburg, dessen gesamtes Wohngebiet dem Erdboden gleichgemacht werden sollte. Zweckgebunden vertonte er die Texte von Thomas Rother, grub, zeitgleich mit Werner Worschech, die Lieder der alten Bergarbeiter aus und interpretierte sie neu.

Mit dem in Duisburg lebenden türkischen Musiker Mesut Cobançaoglu bildete er Mitte der achtziger Jahre ein Duo, das „in der musikalischen Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Türken in Duisburg Meilensteine“ (LP-Cover „Musik in Duisburg“) setzte.1988 schloss Frank Baier sich dem Obertonchor Düsseldorf von Christian Bollmann an, verließ diesen aber 1995 wieder. Auf LPs (Mein Vater ist war Bergmann von 1979 sowie Auf der Schwarzen Liste von 1981) sowie als Buch- und Zeitschriftenautor (Liedsammlung 1982 mit Detlev Puls: Arbeiterlieder aus dem Ruhrgebiet; 2012 mit Jochen Wiegandt: Glück auf! Liederbuch Ruhr) verbreitete Baier die Geschichte des Bergarbeiterliedes, was ihm den Namen „Mr. Ruhrgebiet“ eintrug.

Nachdem er mehrere Jahre kürzer getreten war (und in dieser Zeit Harfe gelernt hatte!), wurde Frank Baier im neuen Jahrtausend wieder aktiver und legte bspw. Platten mit den Ruhrgebiets-ImmigrantenRappern Sons of Gastarbeita (S.O.G.) oder den Grenzgängern (das hochgelobte Album „März 1920“ über den Arbeiteraufstand gegen den Kapp-Putsch) vor.

Frank starb am 9. April 2022 in Duisburg.

Text: Bernd Hanneken (2021)

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