Der kämpfende Mensch braucht eine Stimme, welche die Situation interpretiert, den Gefühlen Ausdruck gibt und Hirn und Herz zusammenschweißt. Das ist die “Funktion” von Musik & Lied. Sie machen Mut …. und kanalisieren die Wut. Frank Baier hatte Wut und Mut. Seine Lieder, seine Musik bringt das zum Ausdruck. Das sagt er dem, der heute mit ihm darüber spricht.
Wenn man diese Lieder hört – von ihrer Aktualität haben sie nichts verloren. Gesungen wurden sie bereits vor einem runden Vierteljahrhundert. Ukulele, Gitarre, Quetsche … instrumental klingt diese CD wie aus einer anderen Zeit – eben Ende der 70-er Jahre.
Es wurde politisiert in Deutschland -, 10 Jahre nach “1968”. Umbruch lag in der Luft. Der Umbruch des Ruhrgebietes von einer Montanregion hin zu dem, was damals noch nicht sichtbar war . Zusammenbruch gewachsener Sicherheiten – und die Auflehnung der Menschen: Ihr preiswerter Wohnraum wurde zur Ware. “Mieter wurden frech” und wehrten sich: Aufbruch war die Antwort und Frank Baiers Lieder waren die Stimme des Aufbruchs. Es ging um Arbeitnehmerrechte, um die Würde des arbeitenden Menschen.
Was damals als “Aufbruch” interpretiert wurde, war wohl eher ein verzweifelter Abwehrkampf. Allerdings war nicht Resignation der “Grundton der Zeit” – so wie heute – sondern Renitenz. Wer damals politisch im Ruhrgebiet auf den Beinen war, der kannte Frank Baier. Sein Fischer-Taschenbuch “Arbeiterlieder aus dem Ruhrgebiet” hatten die meisten im Bücherregal.
Der Sänger und Texter Frank Baier schöpfte aus historischem Material und der Gegenwart und stand für das “neue” politische Lied, mit dem sich die Jungen identifizieren konnten, in dem aber auch gestandene Gewerkschaftler ihre “alten” Werte und Ziele wiedererkannten. Unüberhörbar: Die Liebe zu den Menschen im Ruhrgebiet. Das Leitmotiv zum Schluß : Die Liebe – der Mensch – die Revolution. Einfühlsam, zart und aufmerksam vorgetragen. Nicht nur das Leitmotiv dieser Stücke, sondern auch das des Menschen Frank Baier.
“pläne” stellt Frank Baier mit seinem “Portrait” vor. 19 Lieder aus den Produktionen “Auf der schwarzen Liste” und “Dat muss doch auch wat Späßken bringen”. Lieder von Gestern für Heute und Morgen.(Pläne Records)
u.a. anderem mit:
Frank Breburda (Der Schwartenhals)
Helge Schneider
Walter H.C.Meier Pumpe
Werner Worschech
Titel: 01.Vonne Maloche [3:03] 02.Über unsern Kohlenpott [4:49] 03.Rheinpreussen ruft Alarm [3:42] 04.Großer Boss [3:10] 05.Ballade von der Auferstehung oder Streikweihnacht [3:59] 06.Auf der schwarzen Liste [3:44] 07.Die Strassenbahn [2:37] 08.Runter vom Balkon [5:31] 09.Familie heißt [3:00] 10.Karruiere der Marion S. [4:58] 11.Das Hochhaus [4:14] 12.Opa Weber [2:32] 13.Trauriger Mann Blues [4:23] 14.Dat muss doch auch wat Späßken bringen [4:56] 15.Radiothek-Lied [4:55] 16.Bruckhausen-Walzer [4:57] 17.Lustig ist das Soldatenleben [3:30] 18.Schweigen [2:54] 19.Die Liebe, der Mensch, die Revolution [4:09]