ab 1976: Der Ruhrpottbarde und die Solidarität

Die \"Pumpe\" und die Ukulele (1973)
Die „Pumpe“ und die Ukulele: Frank, die „Pumpe“ & die Ukulele. Mit der „Walter h c Meier Gang“ – ganz am Anfang (der Polit – Barde – 70er Jahre)

1970er und 1980er Jahre: Engagement im Ruhrgebiet: Mitte der 1970er Jahre zog Frank Baier in den Duisburger Arbeiter-Stadtteil Bruckhausen. In Duisburg-Bruckhausen begann Baier auch seine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Bergarbeiter-Bewegung, ihrer Literatur und ihren Liedern. Daraus entwickelte sich ein jahrzehntelanges Engagement, dem Baier die Bezeichnung „Pottpoet“, „Ruhrpottbarde“ und später „Mister Ruhrgebiet“ verdankt. Frank Baier schrieb mehrere Sammelband-Beiträge über Arbeiter- und Bergmannslieder des Ruhrgebiets – u. a. für eine Dokumentation der 3. Duisburger Akzente 1979 (Lieder und Leute vor Ort).

Er sammelte historische Musikaufzeichnungen und Texte, interviewte noch lebende Arbeitersänger und zeichnete ihre Darbietungen auf Tonträger auf. Baier vertonte einige der historischen Texte neu (z. B. Der Lohntag – 1911 und Auf der Schwarzen Liste – 1889). Zu diesen Arbeiter-Dichtern gehörten neben Heinrich Kämpchen (1847–1912) auch die Bergleute Johannes Grohnke und Johannes Leschinski, die ihm nach seiner Aussage besonders eindringlich über die Kämpfe der Roten Ruhrarmee im März 1920 berichteten und eigene Lieder vorsangen.

Dieser Arbeitsschwerpunkt schlug sich 1978 nieder in der LP Mein Vater war Bergmann. Sie entstand in Kooperation u. a. mit der Liedermacherin Fasia Jansen, dem Bandoneonorchester Gut-Ton und dem Kasseler Hochschuldozenten Manfred Voss.

Um 1978/79 engagierte sich Baier verstärkt politisch und gesellschaftlich in der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Hausbesetzer-Szene. In diesen Jahren entstanden Solidaritäts-Platten: seine erste LP Bauer Maas – Lieder gegen Atomenergie wandte sich gegen den Bau des Atomkraftwerks Schneller Brüter in Kalkar; sie unterstützte einen juristischen Prozess gegen das Atomkraftwerk. Mit der zweiten LP Schöner wohnen – abber fix engagierte sich Baier zugunsten eines Rechtshilfe-Fonds für verhaftete Hausbesetzer aus Bochum, Dortmund und Essen.

Baier wurde Mitglied einer Bürgerinitiative, die den Abriss der Zechensiedlung Rheinpreußen in Duisburg-Homberg unter anderem mit drei Hungerstreiks verhindern konnte. Später gehörte Baier zu den Gründungsmitgliedern der daraus entstandenen Wohnungsgenossenschaft Rheinpreußensiedlung e.G. Die EP/CD Rheinpreußen ruft Alarm zeugt von diesem Engagement: sie enthält Lieder aus dem Kampf um den Erhalt der 100-jährigen Zechenkolonie.

In einer Zusatzstrophe zu Heinrich Kämpchens historischem Lied Auf der Schwarzen Liste kritisierte Baier die Restriktionen des sog. Radikalenerlasses; und er schaltete sich mit seinem Radiothek-Lied in die Debatte um die Abschaffung der WDR-Jugendsendung Fünf nach sieben – Radiothek ein. Beide Lieder erschienen 1981 auf Baiers LP Auf der Schwarzen Liste. Baiers Lieder durften im WDR aus politischen Gründen erst wieder in den späten 1980er Jahren gesendet werden – bis dahin standen sie somit knapp zehn Jahre lang auf dem Index.

1980/81 gab Baier gemeinsam mit Detlev Puls das Buch Arbeiterlieder aus dem Ruhrgebiet heraus; es enthielt Texte und Noten, daneben wurden historische Dokumente und Geschichten aus dem Leben der Arbeiter wiedergegeben.

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