Mit der Zeitmaschine durch mehr als
100 Jahre Arbeiterlied im Ruhrgebiet

Rheinpreussen auf Madegaskar

Eine Reise in acht Stationen: von Heinrich Kämpchen und den Streiks im Deutschen Kaiserreich über Grubenunglücke und Freikorpssoldaten in den 1920er Jahren und dem Faschismus, dem Wiederaufbau nach 1945, dem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen und gute und bezahlbare Wohnungen bis zu den Liedern der Arbeitsmigranten

MadagaskarJanuar 1983: Unsere Zeitmaschine steht jetzt vor dem ,Cinema Kanto‘ in Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar.

Wir lesen die Plakate am Eingang in französischer Sprache „Dans le cadre du centenaire des relation germano-malgaches“. Aha, ein Konzert, da sind Musiker drauf.

100 Jahre deutsch-madegassische Beziehungen mit Frank Baier – Rossy- Tsolonina. Hier läuft gerade ein kulturelles Spektakel in dem riesigen, fast 900-sitzigem Kino mit Empore, bis auf den letzten Platz gefüllt. Der letzte Teil des über vierstündigen Konzertes hat bereits begonnen. Die Höhepunkte sind sicherlich für alle die zwei- und dreisprachigen Lieder der Gruppen. Frank Baier und die Gruppe Tselonina haben gerade die deutsche Version des Volks-Hits der Sängerin und Geigerin Mireille Asa i.ry iscry unter großem Beifall ausklingen lassen. Die Gruppe Rossy kommt auf die Bühne und schon bei den ersten Takten und Sätzen reagieren die Madegassen oben auf den Rängen mit starkem Zwischenapplaus und Rufen – Rossy’s neues Lied.

Dann singt der Deutsche die nächste Strophe in deutscher Sprache und die Madegassen reagieren ähnlich, als würden sie die Worte von Rheinpreußen ruft Alarm verstehen – tosender Applaus und Zwischenrufe jetzt auch von unten. Rossy hatte auf das Lied neu die Geschichte eines Reisbauernkollektivs getextet, das sich wegen der schlechten Produktionsbedingungen zur Wehr setzt und später eine eigene Genossenschaft gründete. Das Lied wurde abwechselnd in deutsch und madegassicher Sprache gesungen. Erst nach der Moderation von Armin Kerker erfahren die Leute im Saal, dass Frank Baier eine ganz andere Geschichte, also über den Hungerstreik der Bewohner einer Bergarbeitersiedlung im Ruhrgebiet gesungen hat. Die Madegassen haben zwar keine Zechenkolonien, um die gekämpft werden musste, aber das Lied war trotzdem ein Knaller für sie, weil es um den Kampf der kleinen Leute, der Arbeiter, und um Solidarität ging. Damit konnten die Madegassen nach ihrer Revolution 1972 ganz viel anfangen und sich identifizieren.

„Rheinpreußen ruft Alarm“ auf madegassisch sollte sogar ein Jahr später bei dem Besuch der Gruppe Rossy in der Rheinpreußensiedlung zu hören sein.

Kohlengräberland

Kohlengräberland

Kohlengräberland – Zeitmaschine: Lieder aus dem Ruhrgebiet 1889 – 1920 – 1967 – 2003

  1.  Intro: Die Zeitmaschine startet
  2. Im Ruhrkohlengebiet (1904)
  3. Auf der Schwarzen Liste (1889 - 1911)
  4. Der Kaiser hat in Sack gehaun (1919)
  5. Der Ruhrkumpel spricht
  6. Mein Vater war Bergmann
  7. Bruckhausen-Walzer (1978-79)
  8. Söhne der Gastarbeita
  9. Finale: März Rap 1920